Gemein zu sein, gehört zu ihren Talenten
Film & Multimedia
Lou Vogel (12) ist im «Papa Moll»-Film zu sehen. Die Kantischülerin blickt auf abwechslungsreiche Drehtage zurück, an denen sie auch mit dem Feuer spielte.
Hünenberg – Ihre Mutter ist überzeugt, dass die Jungmimin ihr zu Hause nichts vormachen kann.
Es ist eine Kunst, auf Kommando böse Miene zum guten Spiel zu machen. So jedenfalls schildert es Lou Vogel, die im demnächst anlaufenden «Papa Moll»-Film einen besonders gemeinen Charakter verkörpert: den der Tochter des Chefs, Jackie, die den Moll-Kindern spinnefeind ist. «Schwierig zu spielen war sie aber nicht», sagt die 12-Jährige zwischen zwei Bissen am Familien-Esstisch in Hünenberg und grinst.
Die Zuger Kantischülerin hat sich im Casting gegen mehrere hundert andere Kinder durchgesetzt, erzählt ihre Mutter Nicole Simmen (40). Sie war es, die über einen Facebookaufruf auf die Filmrolle aufmerksam wurde und ihre Tochter gefragt hat, ob sie Lust dazu habe, mitzumachen. «Ich wollte schon immer in einem Film mitspielen», sagt diese. Vor der Kamera zu stehen, war eine neue Erfahrung für sie – die Schauspielerei indes nicht. Lou Vogel spielt seit längerem in Musicals mit, im Januar wird sie in «Shrek» im Chamer Lorzensaal zu sehen sein.
Die Fransen geopfert
An 20 Drehtagen, verteilt über zwei Monate im Sommer und Herbst 2016, weilte sie für Aufnahmen an den Sets in der Schweiz und in Deutschland. Die Hünenbergerin war bereit, ästhetische Opfer zu bringen. Für ihre Rolle in «Papa Moll» liess sie sich die Fransen kürzen. Darüber hinaus wurde ihr Haar orange getönt. Diese Änderungen entgingen ihren damaligen Mitschülern in der 6. Klasse nicht. «Ich fand das mit den Fransen nicht so cool und versuchte sie zu verstecken», sagt Lou Vogel. Der Neugier der Freunde die geforderte Verschwiegenheit über den Filminhalt entgegenzuhalten, sei aber schwieriger gewesen. Auch das Erledigen der Hausaufgaben und das Nachholen der Prüfungen in der Schule sei bisweilen anstrengend gewesen.
Löscheinsatz am Set
Während des Drehs erwarteten sie ebenfalls Herausforderungen. So musste sie in einer Szene im Zirkus kopfvoran in ein enges und stickig-heisses Kanonenrohr klettern und sich darin drehen. Oder sie musste vor einem Bildschirm auf Geheiss schreien und sich vorstellen, wie sie durch das Zirkuszelt fliegt, wie es im Film schliesslich computeranimiert zu sehen ist.
Ebenfalls hart: nicht zu lachen, nachdem sie Papa Molls Sohn gefesselt und ihm eine Socke in den Mund gestopft hatten. Und einmal hätte sie mit einem Feuerzeug ein Plüschtier ankokeln sollen – dieses ging schliesslich in Flammen auf, woraufhin das Spielzeug gelöscht werden musste. «Ich war zuvor aus Sicherheitsgründen mit einem feuerabweisenden Mittel eingesprüht worden, da hatte ich schon etwas Respekt», sagt Lou Vogel.
Ihre Schwester Kim (14) sitzt neben ihr am Esstisch und schmunzelt, als sie diese Anekdote hört. Sie war kürzlich ebenfalls in der Zeitung, weil sie im Rahmen einer Jugendreihe die SRF-Sendung «Glanz & Gloria» mitgestaltete. Dass ihre Mutter beim Staatsfernsehen arbeitet, lässt den Verdacht einer Einflussnahme aufkommen. Doch Nicole Simmen zerstreut diesen sogleich, sie sieht sich nicht zum ersten Mal damit konfrontiert. Was das Filmengagement ihrer jüngeren Tochter anbelangt, bezeichnet sie ihre Rolle als «die Mutter eines Schauspielkinds». Diese bringt auch mit sich, auf Wunsch des Verleihers ihre Kontakte im Journalismus zu nutzen, um auf den Film hinzuweisen. Nichts weiter? «Klar – es ist mein Ziel, dass meine Töchter einmal pro Jahr in der Zeitung stehen», sagt sie, und meint es ironisch.
Sie fördere lediglich die Interessen ihrer Kinder. Im Fall von Lou Vogel sind diese zahlreich: Sie nimmt Unterricht in Ballett, Klavier und Gesang. «Halt alles, um möglichst viel in Musicals machen zu können», zeigt die jüngere Tochter auf. Doch wenn sie auswählen könnte, würde sie sich für den Film entscheiden.
Einem Weltstar nacheifern
Haben die Erfahrungen aus ihrem ersten Film Lou Vogel auch im Privatleben zu einer (besseren) Schauspielerin werden lassen? «Ich würde sofort merken, wenn sie mir etwas vorspielt», ist Nicole Simmen überzeugt. Ihre Tochter habe sich überhaupt nicht verändert. «Das wäre auch nicht gut. Denn das würde bedeuten, dass ihr das Ganze zu Kopf gestiegen ist. Es war mir wichtig, dass das unter keinen Umständen passiert.»
Träumen ist aber erlaubt: Lou Vogel eifert der Schauspielerin Jennifer Lawrence nach, die durch die Filmreihe «Tribute von Panem» zu Weltruhm gelangte. «Die Actionszenen mit ihr mag ich besonders», sagt die Hünenbergerin. In «Papa Moll» hat sie den – altersgerechten – Nachweis erbracht, dass sie ebenso furchtlos ist wie ihr Vorbild. (Raphael Biermayr)
HinweisDer Film wird ab dem 21. Dezember im Kino Seehof in Zug zu sehen sein.