Seine Stimme schlägt Wellen
Musik
Das Album ist im Herbst erschienen. Nun tourt James Gruntz (30) durch die Schweiz und stellt «Waves» auch in der Chollerhalle vor. Das Haus ist proppenvoll.
Zug – Freitagabend, 20 Uhr. Die Chollerhalle ist randvoll. Roter Rauch schwebt über die Bühne, im Hintergrund erkennt man eine Projektion. Ein Blick aus der Nähe gibt Aufschluss: Es sind Wellen, die an eine Küste klatschen. Und schon steht er da mit seinem Ensemble und platziert sich hinter dem Keyboard. Schlicht in Schwarz gekleidet wirkt der hagere Bieler eher unscheinbar. Bis er zu singen beginnt: Seidig schnurrend führt seine beeindruckende Stimme durch den mystisch bezaubernd anmutenden Titelsong des gleichnamigen Albums «Waves».
Es scheint, als hätte sich James Gruntz, der in Zürich die Jazzschule absolviert hat, für die Produktion seines sechsten Albums künstlerisch von Wellen tragen lassen. Das Resultat: ein Tsunami von Stilvielfalt. Mal klingt es funkig nach Jamiroquai, mal nach Ed Sheeran.
Raum für Improvisation
«Ich mag den Begriff Popmusik, denn das Spektrum der Stilrichtungen innerhalb des Pops ist gross», sagt Gruntz nach dem Konzert. Er habe sich für dieses Album auch an analogen Synthezisern bedient. «Synthies lassen mich die Musik so kreieren, wie ich es mir vorstelle.» Sie gäben der Melodie mehr Authentizität. Auch live taucht Gruntz immer wieder in längere Instrumental-Solis ab. «Live- Konzerte schaffen Raum für Improvisation, die Möglichkeit, den Moment zu zelebrieren.» Trotzdem steht die Stimme des talentierten Allrounders im Zentrum. Bei «Why do you hide it baby» geht er mit seinem Tenor auf Höhenflug. Um keine Antwort reicher, dafür viel Applaus erntend singt er sich wieder südwärts Richtung Bariton. «Ihr dürft mitmachen! Klatscht ruhig mit, Hauptsache, ihr fühlt die Musik», spornt er das Publikum zwischendurch an. Bei «Holding close and letting go» klatscht und tanzt sich die Zuschauerschaft durch den Song. Wer bis dahin noch zweifelt – zum Schluss holt James noch einmal tief Luft für einen freien Scat-Gesang, um sich dann im Encore mit der gefühlvollen Nummer «Belvedere» von Zug zu verabschieden. Roter Rauch, die Küste im Rücken. Nun steht eindeutig fest: Diese Stimme wird noch hohe Wellen schlagen. (Sabina South)