Mit der Musik erzählt sie Geschichten

Musik

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Céline-Giulia Vosers erste CD «Skinny Souls» ist erschienen: Sie vermischt ihre Texte mit Jazz, Pop, zeitgenössischer Klassik und Electronics zu mystischen Klangbildern.

  • Unzertrennlich: Cégiu und ihr Cello. (Bild Maria Schmid)
    Unzertrennlich: Cégiu und ihr Cello. (Bild Maria Schmid)

Zug – Die unbändige Freude kommt sofort zum Vorschein und lässt Céline-Giulia Vosers (Cégiu) Augen strahlen, sobald sie auf ihre erste eigene CD mit dem Fotobuch zu sprechen kommt. «Ich habe schon auf vielen CDs mitgespielt, aber bisher noch keine eigene aufgenommen. Als ich letzte Woche die Ansichts-CD in den Händen hielt, spürte ich unglaubliche Emotionen, sie haben mich schweben lassen», sprudelt sie lachend hervor.

Die Idee war schon lange da, doch die Realisierung dauerte einige Zeit, und nicht nur wegen ihres Babys, das im Winter 2014 auf die Welt kam. Ein wichtiger Mosaikstein bei diesem Projekt war 2013 der Förderpreis des Kantons Zug über 10 000 Franken für das freie künstlerische Schaffen. «Damit konnte ich bei der Erwerbsarbeit kürzertreten, denn vorher hatte ich viel gespielt, um Geld zu verdienen», erklärt Cégiu im Gespräch. So habe sie sich vermehrt auf die Kompositionen, die Texte und die spieltechnische Arbeit konzentrieren können. Eine wichtige Rolle habe beim Projekt das The Bunker Studio in Brooklyn gespielt, mit dem sie während des Studiums in New York in Kontakt gekommen sei. «Hier habe ich die gleiche Wellenlänge gespürt und gewusst: So muss mein Cello tönen.»

Limitierte Buchausgabe mit CD

Mit den «Skinny Souls» erzählt Cégiu in teils skurrilen Texten musikalische Geschichten, zoomt Alltagskleinigkeiten heran und tritt in Dialog mit Menschen und Umwelt: «Es geht um Erinnerungen an Erlebtes, an Geräusche wie aus der Wohnung in Brooklyn und persönliche Gedanken, die ich mir seit langem notiere.» Wichtig ist ihr zudem der Kontakt zum Publikum, denn das Gehörte setze oft etwas in Bewegung.

Auf der CD umrahmt eine fast mystische Klangwelt den Wortgesang, wobei sich klassische Streichertöne mit zeitgenössischem Elektronik-Sound vermischen. Die Stücke sind feste, groovige Kompositionen, die den Musikern Cégiu (Cello, Stimme, Electronics, Visuals), Andi Mötz (Drums, Percussion, Electronics) und Marcel Zaes (Electronics) Raum für Improvisationen lassen. Cégiu wird ihr Cello streichen, zupfen, Geräusche erzeugen, die am Computer elektronisch verstärkt und verändert werden. Für Effekte sorgt am Konzert die Fotografin Anja Fonseka – Needlework, Visuals: Sie wird Letztere mit goldenen Fäden von Hand besticken, nah verfilmen und verfremden, sodass am Ende jedes Konzertes ein besticktes Foto vorliegt.

Ihre Aufnahmen umrahmen das 40-seitige handgebundene Büchlein, in dem sich die CD befindet. «Das Buch gibt es jedoch nur in einer limitierten Ausgabe von 100 Exemplaren; das CD-Album ist auch digital verfügbar», sagt die 31-jährige Musikerin. «Die Fotografin ist vor zwei Jahren plötzlich in mein Leben hineingeschneit und hat mich seither im Alltag, bei Proben und Konzerten begleitet.» So kam es zur Idee der CD im Buch.

Berufsmusikerin

Die in Luzern lebende Cégiu hat nach dem Lehrdiplom im klassischen Cello und dem Master of Arts in Music Contemporary Art Performance in der Schweiz, in Europa und den USA gespielt und mit anderen Musikern zusammengearbeitet. Sie leitet Band-Workshops und spielt unter anderem im Circus Salto Natale und im 21st Century Symphony Orchestra mit. «Auch die Lehrer in New York haben mich geprägt und mir gesagt: ‹Finde deine eigene Sprache›», berichtet Cégiu. So experimentiere sie gerne mit Klängen und schätze den kritischen Austausch mit Kollegen. Dies habe auch zur intensiven Detailarbeit bei der CD-Entwicklung geführt: «Immer wieder habe ich meine Arbeitsweise reflektiert, bis ich mit der Musik zufrieden war.» Probleme habe es auch bei der Liveversion gegeben, weil die erste Set-up-Elektronik fehleranfällig gewesen sei. Jetzt ist Cégiu sehr gespannt, wie das Publikum am Mittwoch bei der CD-Präsentation mit Livekonzert in Zug reagiert. «Es ist so persönliche Musik – eigentlich schön, aber ein Schritt ins Ungewisse.»

Schon heute weiss sie, dass sie ihren Weg weitergehen wird. Denn neben der nun startenden Release-Tour laufen bereits Vorbereitungen für zwei Projekte, welche die neue CD «Talking with» fortsetzen. Cégiu sagt vieldeutig: «Wenn alles klappt, beginnen im Herbst die Aufnahmen für das nächste Album, weitere Aufnahmen sind zusammen mit Sarah Bowman im kommenden Jahr geplant. Ja, und vielleicht geht die Reihe noch weiter. Wer weiss.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die neue CD mit Buch «Cégiu’s Skinny Souls» erscheint heute. Die Konzerttour: Start 27. April, 20 Uhr, «D’Wohnig», Zug; 28. April, 20 Uhr, Atelier Kontrollstrasse, Biel; 29. April, 20.30 Uhr, Raum Ahoj, Aarau; 30. April, 20 Uhr, Atelier Blau, Zürich; 1. Mai, 17 Uhr, Altsagen 13, Horw; 4. Mai, 20 Uhr, Pillow Song Loft, Stans. Die CD ist direkt bei der Künstlerin erhältlich: www.cegiu.com.