Das Zuger Kammerensemble lebt weiter

Musik

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In der St. Johanneskirche in Zug erklang ein stimmungsvolles Programm des Zuger Kammerensembles mit wohlbekannten Barockwerken.

  • Das Zuger Kammerensemble mit seinem Konzert «Vorfreude» in der Kirche St. Johannes in Zug. Bild: Alexandra Wey (Zug, 31. 10. 2025)
    Das Zuger Kammerensemble mit seinem Konzert «Vorfreude» in der Kirche St. Johannes in Zug. Bild: Alexandra Wey (Zug, 31. 10. 2025)

Zug – Im November 2024 ist der Gründungsinitiant und langjährige Organisator und Cembalist Werner Weiss verstorben. Sein Vermächtnis lebt im Zuger Kammerensemble aber weiter, wie man nach zwei Auftritten im Juni 2025 und jetzt am vergangenen Wochenende erneut in Zug und in Baar erleben konnte. Das von Streichern getragene Ensemble spielt weiterhin überwiegend Werke aus dem Barock. Ohne Dirigent liegen die Besetzungen im Grenzbereich zwischen Kammermusik und Kleinorchester. Statt eines festen Eintrittspreises verlässt man sich auf die Grosszügigkeit bei der Kollekte.

Auch das Publikum ist dem Ensemble treu geblieben. Wenn man vielleicht etwas mehr Leute erwartet hätte, lag dies wohl vor allem an der schlechten Zugänglichkeit der St.Johanneskirche während der gleichzeitig geöffneten Zuger Herbstmesse. So blieb die Akustik etwas hallig mit einer leichten Bevorzugung der tiefen Tonfrequenzen.

Viel wurde schon über das Klangideal des Barock diskutiert. Das Orchester bevorzugte einen meist kräftigen Ton mit markanten Einsätzen, aber praktisch ohne Vibrato in den Streicherstimmen. In oft sehr forscher Tempowahl bei den Allegro-Sätzen gelangen klare Strukturen, die nur vereinzelt durch Ungenauigkeiten im Zusammenspiel beeinträchtigt wurden.

Bassgruppe pausenlos im Einsatz

Die nur noch mündlich bekannt gegebene Programm-Umstellung bewirkte, dass für das Eröffnungsstück von Händel 17 Musizierende auf der Bühne standen. Der Abschluss mit lauter solistisch besetzten Registern begnügte sich mit sieben Mitwirkenden. Zwischen den drei Barockmeistern Arcangelo Corelli (1653-1713), Georg Friedrich Händel (1665-1759) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) überwog aber eindeutig das Verbindende – sowohl nach der Form als auch nach den harmonischen Strukturen, sodass die Umstellung nichts am Stimmungsgehalt änderte.

Jetzt begann das Konzert mit dem Concerto grosso, Opus 4, Nummer 3, von Händel. Prägnant und intonationssicher erklang schon die für den Komponisten so charakteristische französische Ouvertüre. Eher ungewöhnlich erschien der Abschluss mit dem Menuett-Satz. Einen wesentlichen Stellenwert erhielten die drei einbezogenen Bläser, vom Anstimmen einzelner Themen bis hin zum Fagott-Solo im Trio-Teil. Ebenbürtig wirkte die Gestaltung des meist als Weihnachtsmusik verstandenen Opus 6 von Corelli für Streicher und Continuo. Nach den werkgerechten abrupten Tempowechseln vorher blieb allerdings die abschliessende Pastorale etwas zu unruhig. Sonderlob gebührt aber den drei Mitgliedern der Bassgruppe (Natalia Mizera, Cello, Darusz Mizera, Kontrabass, Laura Mingo Pérez, Cembalo), welche in pausenlosem Einsatz durch das ganze Programm in sicherer Präzision stets die richtige klangliche Mischung fanden.

Die weltbekannte h-Moll-Suite, BWV 1067, erhielt eine souveräne und stilgerechte Interpretation durch die Zuger Solo-Flötistin Franziska Kannewischer-Fisch. Es war ein weiser Entschluss, die virtuoseren Teile des Soloparts nur in reduzierter Besetzung begleiten zu lassen. Auch ohne Forcieren kam die Hauptstimme mit abgerundetem Ton so immer angemessen zur Geltung.

Einen würdigen Abschluss bildete als zweites Bach-Werk das Violinkonzert BWV 1041. Der für die damalige Instrumentaltechnik extrem schwierige Part der Solo-Violine erhielt durch Nathan Karzon eine in jeder Hinsicht stimmungsvolle Wiedergabe. Der in Norddeutschland aufgewachsene, aber in letzter Zeit überwiegend in der Schweiz aktive Solist fand auch in den von ihm selbst vorgegebenen flüssigen Tempi der Ecksätze stets Präzision und Klangschönheit. Den kräftigen Schluss-Applaus verdankten die Ausführenden mit der Wiederholung der «Badinerie» aus der h-Moll-Suite. (Text: Jürg Röthlisberger)