Musikszene trifft sich in Cham

Literatur & Gesellschaft, Musik

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Der Zuger Moderator Marc Gabriel hat Schweizer Musikerinnen und Musiker zum Gespräch geladen.

  • Mit Moderator Marc Gabriel (Mitte) auf dem Sofa sitzen Corinne Gfeller, Dom Sweden, Tobey Lucas, Stefan Gfeller, Lukas Schaller und Pirmin «Pee» Wirz (von links). (Bild Matthias Jurt)
    Mit Moderator Marc Gabriel (Mitte) auf dem Sofa sitzen Corinne Gfeller, Dom Sweden, Tobey Lucas, Stefan Gfeller, Lukas Schaller und Pirmin «Pee» Wirz (von links). (Bild Matthias Jurt)

Cham – Es wirkt, als sitze eine Runde alter Freundinnen und Freunde auf der Bühne im Lorzensaal in Cham. Man witzelt, lacht, teilt Seitenhiebe aus. Tatsächlich sind es sechs Musikerinnen und Musiker, die zwar alle aus der Schweiz stammen, ansonsten aber ganz unterschiedliche Geschichten zu erzählen haben: Der Mundartpop-Newcomer Dom Sweden trifft hier auf die aus der Schweizer Musikszene kaum mehr wegzudenkenden Dada ante portas, der elektronisch angehauchte Indie-Pop des Duos Zibbz auf die Country-Musik von Tobey Lucas.

Zusammengebracht hat sie Marc Gabriel. Der Moderator aus Steinhausen führt seit 2016 Video-Interviews mit Schweizer Musikerinnen und Musikern. Über 190 Ausgaben seines MG-Talks sind mittlerweile online. Vergangenen Donnerstagabend hat Gabriel das Format auf die Livebühne gebracht – auch deshalb, weil ihm während der Coronapandemie bewusst geworden sei, wie wichtig das physische Erlebnis sei. Sein Ziel: Das Publikum die Gäste einmal anders erleben lassen, hautnah.

«Irgendwann fülle ich das Hallenstadion»

Tatsächlich erzählen die Gäste viel Überraschendes: Support-Act Dom Sweden, bürgerlich Dominic Wetzel, erinnert sich an den Anruf von Baschi, der ihn in sein Studio einlud: «Ich dachte, da veräppelt mich jemand.» Mittlerweile sei der Basler «ein bisschen zum Götti» geworden, so Sweden. Ihm schwebt Grosses vor: «Irgendwann fülle ich das Hallenstadion», meint der Zürcher mit einem Lachen.

Karrieretechnisch schon weiter sind Zibbz aus dem luzernischen Gisikon. Das Geschwisterpaar hat die Schweiz 2018 am Eurovision Song Contest vertreten. Was da genau auf sie zukam, wussten sie damals nicht, bereut haben sie den Entscheid nie. «Wir konnten einmal an der Weltspitze mitspielen», erinnert sich Sängerin Corinne Gfeller. Angst, als ESC-Band abgestempelt zu werden, hatten sie keine: «Wir bestimmten unseren Look, den Song und die Performance ja selber.»

Authentizität steht auch für den seit bald zehn Jahren aktiven Musiker Tobey Lucas im Zentrum. Mit Leidenschaft, Cowboy-Hut und Weste verteidigt er den Country-Sound aus Nashville, den er auch hierzulande verbreiten will: «Da geht es um Musik und das Handwerk – und nicht um Marketing oder Tiktok.» Bekannt ist Lucas auch für seine Zusammenarbeit mit Anna Känzig: Mit der Schweizer Sängerin hat er 2019 den Song für die Coop-Weihnachtswerbung eingespielt und 2020 ein Balladen-Album veröffentlicht.

Am längsten im Geschäft sind Dada ante portas aus Luzern – so lange, dass eine Greatest-Hits-Sammlung langsam angebracht wäre, meint Sänger Pirmin «Pee» Wirz: «Wir planen da etwas.» Wie sie seit mittlerweile über 20 Jahren und 9 Alben miteinander klarkommen? «Wir kennen uns schon so lange, dass wir wissen, wie reagieren, wenn jemand einen schlechten Tag hat», sagt Gitarrist Lukas Schaller.

Liebeslieder, Beatboxing, Country-Flair

Natürlich gibt es auch Musik. Den Abend eröffnet Dom Sweden mit seinen Liebesliedern, gut gelaunt und begleitet von seinen Bandkollegen an akustischer Gitarre und Bass. Zibbz bringen Bewegung in den Saal, als Stefan Gfeller vom Piano an die Loop-Station wechselt und zum Beatboxer wird. Tobey Lucas legt an der Akustik-Gitarre den Kern seiner Songs frei und bringt amerikanisches Country-Flair nach Cham.

Und die Melodien von Dada ante portas reissen auch in abgespeckter Formation mit. Dass an diesem Abend mal ein Mikrofon nicht gleich funktioniert, dass Piano während der ersten Töne zu viel Hall hat oder ein Einsatz verpasst wird, bringt niemanden ins Schwitzen. Man ist ja unter Freunden. (Tobias Söldi)