Die Hitze ist eine Herausforderung
Brauchtum & Geschichte
Der traditionsreiche Stierenmarkt mit neuem Konzept erwartet bis heute Abend über 10000 Besuchende.
Zug – Wenn man Leute in Edelweisshemden neben Anzugträgern sieht, hat das meist einen ganz bestimmten Grund: Der Stierenmarkt im Herti-Quartier findet wieder statt. Bereits am Mittwochvormittag ist die sich anbahnende Mittagshitze zu spüren. Trotzdem sind die ersten Besucherinnen und Besucher unterwegs. Viele Schaulustige bestaunen die Tiere, Kinder scheinen keine Angst zu haben und der Geruch von Mist und die etwas staubige Luft scheinen niemanden zu stören.
Martin Rust, Direktor von Braunvieh Schweiz, führt über das Gelände und stellt eine der Neuerungen in diesem Jahr vor: «Zum ersten Mal werden die Tiere im Ring präsentiert.» In den vergangenen Jahren seien die Tiere aufgereiht worden und die Rangierung fand bereits vor dem Besuchereinlass statt. Jetzt sei es möglich, dass auch das Publikum bei der Bewertung dabei sein kann. «Ein weiterer Vorteil ist, dass die Tiere so nicht den ganzen Tag in der Hitze stehen müssen», sagt Rust. Nach der Rangierung gehe es für die jungen Stiere zurück in den Stall.
Der Grösste und schwerste ist ein Zuger
Weiter geht es vorbei an den jungen Tieren in den Stall zu den älteren Herrschaften. Einer von ihnen heisst «Beni». Er gehört laut dem Direktor der Kategorie «Original-Braunvieh» (OB) an.«Man unterscheidet zwischen ‹OB› und ‹Brown-Swiss› (BS)», erklärt er. Zweitere seien weniger stark bemuskelt und in erster Linie für die Milchproduktion geeignet. Bei der Rasse «OB» handle es sich um eine Doppelnutzung. Es gehe um das Fleisch und die Milch. «Diese Art ist wieder im Aufkommen. Einerseits aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch aufgrund der Nachhaltigkeit, sagt Rust.Zurück zu «Beni». Dieser hat mit seinen 1310 Kilogramm ein stattliches Gewicht. Damit übertrifft er heute alle anderen Stiere. Auch bei der Grösse macht ihm kein anderer «OB» etwas vor. Ganze 163 Zentimeter ist er hoch. Gehören tut der Stier Armin Röllin aus Baar. Etwas abseits des Trubels erzählt Martin Rust, der jetzt seit einem Monat das Amt des Direktors innehat, wie es ihm damit geht: «Es läuft sehr gut. Ich bin schon länger im Geschäft dabei und kenne vieles schon. Zwar gibt es auch neue Aufgaben, aber ich bin sehr zufrieden.» Genauso zufrieden sei er mit dem Auftakt des Stierenmarkts.
Dieser birgt heute aber ein paar mehr Herausforderungen als noch vor einigen Jahren. Eine davon ist die diesjährige Hitze. «Die Tiere sind durch das neue Konzept nur noch halbtags draussen. In den Ställen haben wir Grossraumlüfter installiert», erklärt er. So soll gewährleistet werden, dass es den Tieren gut geht.
Tradition und Wirtschaft vereint
Auch gebe es in diesem Jahr explizit keinen Streichelzoo. Neu heisst dieser nämlich «Tierhof». Hier können Kinder unter anderem Schafe oder Kaninchen betrachten. Auch eine kleine Eisenbahn ist vorhanden. «Der Anlass ist für uns sehr wichtig», sagt Rust. Das habe viele Gründe. Einerseits diene die Veranstaltung dem Austausch zwischen den Züchtern und als Startpunkt in die Auktionssaison. «Es ist aber auch ein Ort, an dem eine Brücke zwischen der nicht bäuerlichen Bevölkerung und den Züchterinnen und Züchtern aufgebaut werden kann», sagt er. Am Markt komme aber auch das zusammen, was für ihn den Kanton Zug ausmacht: «Das Bild der Stiere im Vordergrund und das ‹Uptown›-Hochhaus im Hintergrund. Dieser Anlass bringt beide Welten zusammen.»
Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, hat noch am Donnerstag die Möglichkeit dazu. Martin Rust empfiehlt: «Die Auktion ist spannend zum Zuschauen und das Säulirennen ist ein ‹must-see›.» (Text von Meryam Bahi)
