«Besser geniessen als bereuen»

Film & Multimedia

,

Die Zürcher Schauspielerin Sabina Schneebeli ist gestern mit dem Genuss-Film-Award geehrt worden. Bislang kannte sie das Zuger Festival nicht. Dies ganz im Gegensatz zur Stadt und der Umgebung von Zug.

  • Die Preisträgerin Sabina Schneebeli im Kino Seehof in Zug. Bild (Stefan Kaiser)
    Die Preisträgerin Sabina Schneebeli im Kino Seehof in Zug. Bild (Stefan Kaiser)

Zug – Mit dem ausgebuchten Soirée-Opening ist gestern das 5. Zuger Genuss-Film-Festivals gestartet. Das Festival dauert bis und mit nächsten Donnerstag. Nach dem Film «Bon Appétit» wurde Sabina Schneebeli (55) im Kino Seehof mit dem diesjährigen Genuss-Film-Award für ihre Arbeit als Schauspielerin ausgezeichnet. Danach wurde den rund 300 Gästen im Genuss-Film-Zelt am See ein Flying-Dinner aus der Küche von Peter Kolesar des Restaurants Zum Kaiser Franz serviert. Was für sie Genuss bedeutete, verriet Schneebeli zuvor beim Interview mit unserer Zeitung.

Wie ist Ihr Bezug zu Zug?

Sabina Schneebeli: Das reimt sich ja (lacht). Ehrlich gesagt habe ich keinen wirklich grossen Bezug zu der Stadt. Aber Zug ist für mich ein beliebtes Ausflugsziel. Die Gegend ist landschaftlich sehr schön. Ich mag die Promenade am See und natürlich die hübsche Altstadt. Zug ist klein aber fein, hat Stadtflair und ist ein einfach hübscher Ort.

Bezeichnen Sie sich als Genussmenschen?

Je länger, je mehr. Ja doch, inzwischen bin ich eine Geniesserin, das kann man sagen. Über die Jahre bin ich gelassener geworden und ich weiss, was mir gut tut. Das ist für mich Genuss.

Was beschert Ihnen primär Genuss?

Genuss bedeutet für mich, bewusst durch den Tag zu gehen, kleine Sachen zu estimieren und dafür dankbar zu sein. Aber natürlich verbinde ich mit Genuss auch ein gutes Essen und Trinken. Das Sprichwort: «Es ist besser zu geniessen und danach zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat», befürworte ich grundsätzlich. Wenn man dem Genuss keine Bedeutung beimisst, verschenkt man sich viel Lebensfreude.

Was bedeutet Ihnen der Genuss-Film-Award?

Ich muss gestehen, ich habe vom Zuger Festival zuvor noch nie gehört. Aber die Idee Kultur und Kulinarik in einem Festival zu verbinden, finde ich grossartig. Und natürlich ist für mich eine Ehre, als Nicht-Zugerin diesen Award zu erhalten.

Was ist das Tolle am Schauspielern?

Der Schauspielberuf ist ein Handwerk, das erlernt werden muss. Im besten Fall ist er aber auch wie ein grosser Spielplatz, auf dem man sich austoben kann. Quasi ein grosser Sandkasten für Erwachsene. Dafür dann auch noch eine Anerkennung zu bekommen, ist natürlich umso schöner.

Was essen Sie am liebsten?

Ich mag eine kreative, aber einfache Küche. Gesunde Ernährung und gute Zutaten, möglichst aus der Region, sind mir wichtig. Man sagt ja: «Man ist, was man isst.»

Was, wenn es nur noch ein Gericht gäbe?

Dann würde ich mich für Pasta entscheiden (lacht). Die gibt es ja in den unterschiedlichsten Varianten.

Und was ist Ihr Lieblings­getränk?

Definitiv Wasser. Aber ich mag auch ein gutes Glas Wein.

Kein Bier und keinen Zuger Kirsch?

Ich bin keine Biertrinkerin, und Kirsch brauchte ich nur zum Backen (lacht). Aber bei einer Zuger Kirschtorte würde ich nicht Nein sagen.

Was war Ihre beste Rolle, Ihr bester Film?

Das kann ich nicht beantworten. Denn jedes Engagement unterliegt verschiedenen Kriterien. Film kann man nicht mit Theater vergleichen und die Stimmung während der Arbeit korreliert nicht unbedingt mit dem Endresultat.

Wenn Sie sich trotzdem entscheiden müssen. Was fällt Ihnen spontan ein?

Es gibt einige Höhepunkte, die ich erleben durfte: Ein erstes Highlight war sicher, als ich in Hamburg als Anfang 20-Jährige ein Engagement in der deutschen Erstaufführung vom Musical Cats bekommen habe. Ich wurde mit 30 anderen Tänzern und Sängern aus zirka 3000 Bewerbern ausgewählt. Ich spielte zwei Jahre lang acht Vorstellungen pro Woche.

Man könnte Sie also als Stadtführerin für einen Hamburg-Tripp engagieren?

Nein, das glaube ich nicht. Denn in den 30 Jahren hat sich viel verändert. Ich muss selber schauen, dass ich mich im heutigen Hamburg zurechtfinde.

Zu welchen andern Städten haben Sie auch noch eine spezielle Beziehung?

Zu Berlin natürlich. Dort habe ich insgesamt fünf Jahre lang gelebt. Berlin war mein Ausgangspunkt für Engagements in ganz Deutschland. Dann habe ich in Köln gelebt und in Wien. Dort hatte ich mein allererstes Engagement. Zu guter Letzt selbstverständlich Zürich, meine Heimatstadt. Zürich ist mein sicherer Hafen, wo auch meine nächsten Menschen leben.

Schauen Sie sich zuweilen alte Filme an, in denen Sie mitgewirkt haben?

Eigentlich nein, nicht wirklich. Als die Serie «Die Direktorin», die vor knapp 30 Jahren produziert wurde, vor etwa zehn Jahren wieder im Nachmittagsprogramm lief, sagte ich zu meinen Buben: «Da müsst ihr mal reinschauen.» Denn sie kennen beide den Drehort Bergün sehr gut. Letztlich haben wir uns aber nur eine halbe Folge angeschaut. Die Sehgewohnheiten und der Drehstil haben sich einfach zu sehr verändert. Da wollte ich meine Jungs nicht länger mit meinen nostalgischen Erinnerungen langweilen (lacht).

Was sind Ihre Ziele und Pläne? Hollywood?

Nein, um Himmels willen (lacht). Erstens hatte ich noch nie einen Karriereplan und zweitens bin ich schon glücklich, wenn ich hierzulande genügend Engagements bekomme. Ich gehe einfach mit dem Fluss und höre auf mein Bauchgefühl. Ausserdem; was wissen wir schon, was morgen ist – ausser dass es wieder kalt wird.

Ideen und Wünsche?

Ja klar. Ich hoffe, dass noch ein paar schöne Rollen und Drehbücher auf meinen Schreibtisch landen. Dann habe ich zusammen mit meinem Mann auch noch eine kleine Boutique in Herrliberg, die Spass macht und mich nebst allem anderen auf Trab hält. Ideen werden mir jedenfalls nie ausgehen, auch wenn einige davon vielleicht nur Luftschlösser sind. Aber gerade die sind glücklicherweise unzerstörbar. (Charly Keiser)

Hinweis

Informationen zum Programm des Genuss-Film-Festivals unter: www.genussfilm.ch