Mordlustige Mafia inmitten der Stadt Zug

Literatur & Gesellschaft

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Der zweite Krimi des lokalen Autors Lorenz Müller mit dem Titel «Der Pate von Zug» wartet mit viel Lokalkolorit auf.

  • Der Zuger Autor Lorenz Müller auf der Treppe des Kapuzinerklosters. (Bild Matthias Jurt)
    Der Zuger Autor Lorenz Müller auf der Treppe des Kapuzinerklosters. (Bild Matthias Jurt)

Zug – «Mafiosi, Morde und Moneten» verspricht das Buchcover von Lorenz Müllers zweitem Kriminalroman mit dem Titel «Der Pate von Zug». Von all dem gibt es reichlich auf den 256 Seiten, die vom Profil eines Raben eingerahmt sind. Der anmutige Vogel führt metaphorisch durch die rasant erzählte Geschichte im Mafia-Milieu. Sie ist jedoch weit ausgeklügelter und vielschichtiger als ein simpler Klischee-Krimi. Es gibt weder den absolut Guten, noch den abgrundtief Bösen, sondern widersprüchliche, anrührend echte menschliche Charaktere mit Ecken und Kanten, umrahmt von südländischem Charme und bodenständigem Stadtzuger Lokalkolorit.

Müller balanciert konsequent auf dem schmalen Grat des guten Geschmacks ohne je voyeuristisch oder übertrieben provokativ zu wirken. Je gewalttätiger die Handlung wird, desto schlichter und nüchterner wird seine Sprache. Seitenhiebe zu Lasten der Gesellschaft erfolgen mit einem humorvollen Augenzwinkern. Ein wenig menschliches Hickhack trägt er auf dem Rücken der Zuger Polizei aus. «Aber das könnte in dieser Form in jeder x-beliebigen Arbeitsgemeinschaft stattfinden», präzisiert der Autor.

Das Erstlingswerk des 44-jährigen Juristen und ehemaligen Staatsanwalts mit dem Titel «Endstation Gotthard» wurde 2019 im Emons-Verlag veröffentlicht. «Es wurden mehrere tausend Exemplare verkauft», berichtet Lorenz Müller. Wichtig war ihm, den zweiten Roman nicht nach dem Schema des ersten zu verfassen. «Es sind die gleichen zwei Hauptprotagonisten involviert, aber das erste Buch ist fürs Verständnis des zweiten nicht Voraussetzung.» Ausserdem bilde die Stadt Zug den zentralen Schauplatz. «Ich bin Zuger, das ist meine Stadt, ich habe ein Gespür dafür», betont er. Einzig die Vergangenheit des Helden Daniel Garvey bringt den Schauplatz Nordirland ins Spiel, eine Region, die Müller als einen seiner Sehnsuchtsorte bezeichnet. Nach New York führten ihn seine Recherchen nach den Gepflogenheiten der Mafia-Clans. «Ich fand heraus, dass, als die Polizei die Abhörtechnik einzusetzen begann, die Mitglieder der Mafia unter anderem über Lebensmittel kommunizierten.» Dieses Element bindet er in die Geschichte ein, indem der Capo – der Mafiaanführer – abends die Anzahl während des Tages um die Ecke gebrachter Leute als Scampi auf seinen Spaghetti serviert bekommt.

Hommage an zwei Klassiker

Bei der Auswahl des Themas liess sich Lorenz Müller von einem Zeitungsbericht über die Aufdeckung einer Thurgauer Mafia-Zelle inspirieren. «Die Geschichte ist aber reine Fiktion und hat mit diesen Vorfällen nichts zu tun.» Seiner Vorliebe für den Roman «Der Pate» und Alfred Hitchcocks Streifen «Das Fenster zum Hof» widmet Müller mit dem Epilog einer Gerichtsszene und der Figur eines aus dem Fenster spähenden Rollstuhlfahrers eine kleine Hommage. Der Mann am Fernrohr führt gleichzeitig das Zufällige an den Geschehnissen ein, welches die gesamte Handlung prägt.

Das Zweitwerk des Autors Lorenz Müller ist im guten Sinne typisch schweizerisch, weil akribisch recherchiert, lückenlos konstruiert, charmant, direkt und humorvoll erzählt. Ein Lesevergnügen, das sich kein Zuger und kein Fan gepflegter Krimis entgehen lassen sollte. (Cornelia Bisch)