Wo der Zirkusnachwuchs vom Fliegen träumt

Theater & Tanz, Vermittlung

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Der Kinder- und Jugendzirkus Grissini hebt mit frischer Energie ab – nach coronabedingte Pause.

  • Die Proben beim Kinder- und Jugendzirkus Grissini für die bevorstehende Show sind im Gang. (Bild PD)
    Die Proben beim Kinder- und Jugendzirkus Grissini für die bevorstehende Show sind im Gang. (Bild PD)

Zug – «Zeigt, wie begeistert ihr euch aufs Fliegen freut!» Die Theaterpädagogin Alexandra Weibel ruft es nicht nur, sie macht es den 26 Mädchen und Buben vom Zirkus Grissini auch gleich vor, springt in die Luft, hüpft herum und jauchzt. Alle müssen lachen, verstehen aber eins zu eins, was von ihnen erwartet wird: Die Neun- bis Sechzehnjährigen sollten nicht nur gute Artistinnen und Akrobaten sein, sondern auch schauspielern.

Gerade proben sie den Anfang ihrer Show: Auf einem grossen Doppelbett in der Mitte der Manege liegen schlafend Elea, Emilie, Gianna und Lou und «träumen» nur, was um sie herum passiert: In einem «Charivari» genannten Prolog macht der Rest der Gruppe rund um das Bett herum Hand- und Kopfstände, zeigt Skating-, Stelzen- und Jonglierkunststücke oder turnt schwerelos an einem Ring und einem Vertikaltuch, die von der Decke herunterhängen. Dann plötzlich ein dissonanter Pfiff, noch einer, und als das nichts nützt, ruft die ganze Gruppe laut: «Uufwache!» Die Schlafenden schrecken auf, und eine von ihnen erzählt einen Traum, in dem sie geflogen ist und die Welt von oben gesehen hat. Das führt dazu, dass alle schrecklich Lust aufs Fliegen bekommen und beschliessen, im Estrich auf die Suche nach Flugvehikeln zu gehen.

Das ganze Jahr über geübt

So beginnt der Zirkus-Abend. An Schlapp- und Vertikalseil, am Trapez oder auf Hocheinrädern, als Bodenakrobatinnen, Antipoden-Jongleure oder Clowns werden sie ein Programm mit acht Nummern zeigen, deren Auswahl sie mitbestimmt haben. Das ganze Jahr über hat die Artistengruppe des Zirkus Grissini geübt, angeleitet von ihrer Zirkuslehrerin Sara Steiner, der russischen Zirkusfrau Irina Steinmann und den jungen Trainerinnen Zora, Gianna und Lucy, die einst selbst als Kinder zum Zirkus gekommen sind. Die Profifrau Steiner lebt in dieser letzten Schulferienwoche in einem Zirkuswagen beim Zelt und ist rund um die Uhr für das Gelingen im Einsatz. Aber auch Eltern sind engagiert – beim Zeltbau, für Kostüme, Schminken und Frisuren, in der Verpflegung, Technik oder als Medienbeauftragte. «Der Zirkus Grissini ist so etwas wie eine eingeschworene Familie», sagt Barbara Urfer, die Präsidentin des Vereins, die das Ganze koordiniert. Im Jahre 2006 hat sie den Zirkus als kleines Quartierprojekt gegründet, «um mit meinen Kindern etwas Gemeinsames aufzubauen». Aber weil das Interesse daran so gross wurde, entstand auch eine richtige Zirkusschule mit 220 trainierenden Kindern im Vorschul- und Primarschulalter, die wöchentlich ihre Kunststücke einstudieren.

Besondere Welt im Zirkuszelt

Schaut man bei der Probe der Kinder und Jugendlichen zu, muss man sich die Zirkusmusik noch dazudenken. Denn die ist separat am Üben, im ersten Stock der Siehbach-Villa, und von ferne wehen Fetzen typischer Zirkusklänge bereits vielversprechend zum Zelt herüber.

Unter der musikalischen Leitung von Nora Balaguer, die am Keyboard mitspielt, machen fünf junge Musikantinnen und Musikanten mit, spielen Trompete, Geige, Marimbafon, Schlagzeug und – ein merkwürdiges Instrument, das wie ein Cello gespielt wird. «Nein, das ist kein Cello», sagt die junge Instrumentalistin Emelie, «sondern eine Chrotta.»

Der Kinder- und Jugendzirkus Grissini hat auch ein eigenes Lied, das zweistimmig eingeübt wird: «Das in üsem Zirkuszält isch ä ganz ä bsundri Wält. Mir tüend üs schminke, koschtümiere und mit üsne Tricks brilliere. Drü, zwei, eis und los chas gaa, d’Grissini-Show, die faat jetzt aa.» Premiere ist am Donnerstag am Yachthafen, und anschliessend wird die Show viermal wiederholt. Nur so viel sei verraten: Am Ende wird das Bett in der Manege tatsächlich fliegen! (Dorotea Bitterli)

Hinweis
Zirkus Grissini: Zirkuszelt am Yachthafen Zug, Donnerstag, 12. August, um 14 Uhr, Freitag und Samstag, 13./14. August, je um 14 und 18 Uhr. Die Vorstellungen sind bereits ausverkauft. In den Zirkuskursen sind noch Plätze frei, Kursprogramm siehe: www.zirkus-grissini.ch.