Hinter den Kulissen einer Jubilarin

Dies & Das

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Die katholische Kirche wurde vor 80 Jahren eingeweiht und lädt die Bevölkerung ein, einen Blick in die Räumlichkeiten und in die Geschichte zu werfen. Es lässt sich einiges entdecken.

  • Judith Knobel-Fäh, Präsidentin des Kirchenchors Rotkreuz, und Diakon Roger Kaiser vor der Pfarrkirche. (Bild Werner Schelbert)
    Judith Knobel-Fäh, Präsidentin des Kirchenchors Rotkreuz, und Diakon Roger Kaiser vor der Pfarrkirche. (Bild Werner Schelbert)

Rotkreuz – Seit 80 Jahren thront die katholische Pfarrkirche südlich vom Rotkreuzer Zentrum um den Bahnhof. Während die umliegenden Quartiere immer urbaner wurden und stetig Häuser aus dem Boden schossen, überdauerte die im neoromanischen Stil aus Tessiner Granit gefertigte Kirche die Zeit und veränderte sich in ihrer äusserlichen Erscheinung kaum. «Das Innere der Kirche und unsere Gemeinschaft haben sich aber merklich verändert. Wir möchten der Bevölkerung unsere Kirche an den beiden Jubiläumstagen aus einer anderen Perspektive zeigen», sagt Diakon Roger Kaiser. Morgen finden unter anderem Führungen auf den Kirchturm, in die Sakristei und zur Orgel statt (siehe Box). Ebenfalls weiss Kaiser Spannendes aus der Baugeschichte zu berichten.

Am 25. September 1938 weihte Bischof Franziskus von Streng die zu Ehren der Rosenkranzkönigin auf einem Hügelzug erbaute katholische Pfarrkirche in Rotkreuz ein. «Der Weg dahin war steinig, musste doch die budgetierte Bausumme von 260000 Franken überwiegend aus Spenden zusammengebracht werden», schildert Kaiser. Nachdem der zu diesem Zweck gegründete katholische Kultusverein das auserwählte Grundstück erworben hatte, dauerte es einige Jahre, bis die Summe vorhanden war. Der Lokalhistoriker Richard Hediger schreibt in der Rischer Chronik, dass dank Kaplan Albert Zollet innerhalb eines Jahres 55000 Franken zusammenkamen. «Noch heute sind die Familienwappen der Stifter- und Spenderfamilien auf Kirchenfenstern, Glocken und im Chorraum zu sehen», erklärt Diakon Roger Kaiser.

Glockentransport als Grossereignis

Albert Zollet wurde der erste Pfarrer von Rotkreuz und vollzog am 10. September 1937 auch den Spatenstich auf dem Bauplatz. Nach der Grundsteinlegung im Oktober 1937 wurden die Pfarrkirche und der 36 Meter hohe Turm in neunmonatiger Bauzeit errichtet. Am 17. Juli 1938 wurden schliesslich die fünf Glocken auf einem geschmückten Wagen von 22 Pferden durchs Dorf transportiert, gesegnet und in den Turm aufgezogen. Erst fünf Jahre nach der Einweihung erhielt die Kirche am 15. August 1943 ihre Orgel. Bei der Einweihung hätten dazu noch die nötigen Mittel gefehlt. «Unsere Orgel ist dafür die einzige im ganzen Kanton Zug, die während der Kriegsjahre gebaut wurde», sagt Diakon Kaiser. In der vom Schwyzer Architekten Josef Steiner erbauten Kirche finden 450 Personen Platz.

Zweimal wurde die Pfarrkirche einer umfassenden Innenrenovation unterzogen, die grössere davon war im Jahr 1981. Damals wurde der Chorraum aufgrund der Liturgiereform des zweiten Vatikanischen Konzils umgestaltet. Der Schweizer Kunstmaler Franz Bucher gestaltete das Kreuz im Chorraum in drei Varianten neu und fertigte später auch 15 Bilder des Kreuzweges Jesu an, die an den Wänden entlang des Kirchenschiffs hängen. Die in dunklen Brauntönen gehaltenen Bilder, die in abstrakter Weise den Leidensweg Christi aufzeigen, sind bis heute immer wieder ein Diskussionsthema. Und das sei gut so, meint Roger Kaiser: «Der Kreuzweg soll uns ja zum Nachdenken anregen.» Im Jahr 2010 wurden die elektrischen Installationen wie Beleuchtung und Steuerung modernisiert und vor fünf Jahren wurde die Kirche schliesslich unter Denkmalschutz gestellt.

Auch musikalisch gibt es Besonderheiten

Neben Pfarrkirche Rotkreuz feiern auch die Frauengemeinschaft sowie der Kirchenchor Rotkreuz das 80-Jahr-Jubiläum. Dies seien tragende Säulen der Pfarrei, ist Roger Kaiser überzeugt. Der Kirchenchor Rotkreuz gibt am Festgottesdienst am Sonntag gemeinsam mit dem Kirchenchor Risch, einem Orchester und Solisten die Dominicusmesse in C-Dur von Mozart zum Besten. Für klangvolle Momente und spannende Begegnungen ist an den Jubiläumstagen der Pfarrkirche Rotkreuz somit gesorgt – das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. (Laura Sibold)

Hinweis Festprogramm. Morgen: 13.30: Informationen zum Kirchenbau. 13.50, 15.10 und 16.10: Aufstieg auf den Kirchturm. 14.10 und 15.30: Besichtigung der Sakristei. 14.30 und 15.50: Besichtigung der Orgel. 14.50: Erläuterung zum Kreuzweg. Sonntag: 10.00: Festgottesdienst des Pastoralraums mit Weihbischof Denis Theurillat.