Eine originelle Zeitreise
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Die Geschichte des Pflegezentrums Baar gleicht einem Krimi. Dies zeigt eine Fotoausstellung zum 60-Jahr-Jubiläum.
Baar – Direkt neben dem Kantonsspital liegt das Pflegezentrum Baar, das heuer «60 Jahre Pflege mit Herz» feiert. Dessen Trägerschaft setzt sich aus der Einwohner- und Bürgergemeinde Baar und der Stadt Zug zusammen. An der letzten Führung durch die Fotoausstellung begrüsste die Geschäftsleiterin des Pflegezentrums, Corina Maron, die Gäste, bevor Autorin Mirjam Weiss beim Rundgang mit Humor über die wechselvolle Geschichte berichtete.
«Schon seit 1894 wurden kranke und alte Menschen in Baar im Armen-, Alters- und Krankenasyl der Bürgergemeinde gepflegt. Doch rund 50 Jahre später wurde deutlich, dass das alte Asyl nicht mehr genügte. Weil Baar damals eine riesige Bevölkerungszunahme verzeichnete, entschied sich die Bürgergemeinde für einen Spitalneubau gegenüber dem Asyl. Zusammen mit der Einwohnergemeinde gründete sie 1965 die Stiftung Spital Baar, die das Ziel hatte, ein Spital mit freier Arztwahl für die Baarer Bevölkerung zu errichten.» Doch die Unterzeichner konnten sich damals nicht vorstellen, wie steinig der Weg wurde – auch für die Langzeitpflege.
Die als Klosterfrau verkleidete Schauspielerin Karin Schnyder zeigte die damaligen Nöte der Menzinger Schwestern auf, welche die Pflege im Asyl innehatten: «Die alten Gebäude sind baufällig und nicht rollstuhlgängig. Es gibt keinen Lift. Die Bettwäsche müssen wir an der Leine auf der Terrasse aufhängen, zudem haben wir nicht mehr genug Personal. Wir können so der Pflege nicht mehr gerecht werden.» Und Mirjam Weiss ergänzte, dass die Zustände unhaltbar geworden seien: Operationen hätten in einem normalen Zimmer stattgefunden. Und die endlosen Querelen mit Zug demonstrierte Karin Schnyder als ein enttäuschter Baarer Ratsherr.
Neue Impulse für die Langzeitpflege
Ein Foto zeigt beispielsweise das alte Asyl 1977, es wurde 1978 abgerissen. Schon 1974 war gegenüber das Akutspital eröffnet worden, das Pflegeheim kam 1977 dazu. Weil den Nonnen zunehmend der Nachwuchs fehlte, wurde 1984 neben dem Chronischkrankenhaus für das weltliche Personal eine Schwesternschule mit Hochhaus errichtet, die Schule wurde 2008 geschlossen.
Ein Foto vom Spatenstich für das neue Pflegezentrum 2004 zeigt Planer und Behördenvertreter. Dass sich die Pflege markant veränderte, wurde nicht nur durch den Neubau, sondern auch durch die Neuausrichtung der Pflege möglich: Der Geriater Hans Peter Fisch brachte neue Impulse. Weiss: «Früher sind die Leute nur gelegen, er regte an, sie mehr zu aktivieren.» Dies verdeutlichen die Fotos der Bewohnerschaft, die es sichtlich geniesst, sich gemeinsam zu treffen oder zu malen. Und die beiden Frauen stellten an der Führung auf heitere Art als Schwester und alte Bewohnerin dar, wie die moderne Pflege heute funktioniert.
Doch das Zentrum wurde bald zu klein, sodass 2016 ein Erweiterungsbau kam, in dem die Führung auch endete. «Die Geschichte ist so spannend wie ein Krimi», sagte Mirjam Weiss, die am Buch «Für Menschen da» mitgewirkt hat, welches detailliert über das Spital und das Pflegezentrum berichtet.
Und die Tafel mit den Meilensteinen zeigt, was in Baar alles geschah. Die Fotos ergänzen die Infos, sie stammen laut Corina Maron aus den Archiven von Gemeinde und Stadt. «Ein Team hat alles vorbereitet. Wir möchten Technik und Fortschritt in der Pflege zeigen und auch die Menschen darin. Die Bewohner haben Freude an der Ausstellung, aber auch Pensionierte, die früher im Heim oder Spital gearbeitet haben. Es gibt immer wieder gute Gespräche.»
Hinweis
Die Fotoausstellung im Pflegezentrum Baar ist bis 29. August täglich von 8 bis 17 Uhr offen, die nächsten interaktiven Führungen finden am 28. Juli, 14 Uhr, und 13. August, 10 Uhr, statt.
(Text: Monika Wegmann)