Ein Baarer in der kantonalen Elite

Dies & Das, Brauchtum & Geschichte

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Franz Joseph Andermatt hatte zahlreiche politische und militärische Ämter inne. Das war nicht zuletzt seinem Wohlstand und seiner Abstammung geschuldet.

Baar – Solddienstoffizier, Müller, Landwirt und Inhaber zahlreicher Ämter: Der Baarer Franz Joseph Andermatt (1771–1829) war ein typischer Vertreter der kleinen kantonalen Führungsschicht in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.

Seine militärische Laufbahn begann Andermatt wohl Anfang der 1790er-Jahre, als er in den Dienst des Königs von Sardinien-Piemont trat. 1793 war er Hauptmann im Schweizerregiment Peyer im Hof. Zu seiner Kompanie zählten zirka 270Söldner, von denen allerdings nur wenige Zuger waren – die Söldner stammten aus halb Europa. Seine Zeit als Kompanieführer nahm ein Ende, als das Königreich Sardinen-Piemont sich auflöste. Andermatt kehrte deshalb bald in die Schweiz zurück, wo er eine neue Aufgabe fand: Als zugerischer Repräsentant in Bern erhielt er sein erstes öffentliches Amt.

Er bekleidete eine Vielzahl an politischen Ämtern

Einige Zeit blieb Franz Joseph Andermatt danach der Politik treu und übernahm verschiedene Ämter in der helvetischen Republik. So war er etwa Präsident der Munizipalität Baar – wie die Gemeinden damals hiessen –, wurde ins Kantonsgericht des Kantons Waldstätten gewählt, und 1801 wählte ihn der wieder erstandene Kanton Zug in die helvetische Tagssatzung. Die verschiedenen Ämter spiegeln wohl die wechselhafte Geschichte der Republik beispielhaft. Während der Mediationszeit wurde der Baarer schliesslich auch in seiner Heimatgemeinde politisch aktiv: 1803 wählten die Stimmbürger ihn zum Gemeindepräsidenten und damit in den Stadt- und Amtrat. Im selben Jahr verpachtete er die Obermühle, den ziemlich grossen Betrieb, welchen er Jahre zuvor nach dem Tod seines Vaters geerbt hatte, an Alois Hagenauer. Neun Jahre später verkaufte er sie an die Familie Hotz. Bis heute ist die Obermühle im Besitz der Nachkommen des Käufers.

Kurzzeitig trat Andermatt schliesslich als Gemeindepräsident zurück, um sich wieder vermehrt der militärischen Laufbahn zuzuwenden. 1816 wurde er allerdings erneut zum Gemeindepräsidenten gewählt. Ausserdem erkor ihn die Landsgemeinde zum Landammann – bis zur Einführung der Verfassung war das Amt des Landammanns das Machtzentrum des politischen Systems in einem Kanton. Er leitete den Kantonsrat, den dreifachen Landrat, die Landsgemeinde sowie das Kriminalgericht. Dass Andermatt viele politische Ämter bekleiden konnte, lag nicht zuletzt daran, dass er sie sich leisten konnte: Dank seiner Abstammung und seines Wohlstands gehörte er der kantonalen Oberschicht an. Und da der Staatsdienst schlecht entschädigt wurde, waren es oftmals Personen aus jener Gruppe, die politisierten. (Vanessa Varisco)

Hinweis
Die neunteilige Serie Zeitreise beleuchtet Persönlichkeiten, die im Kanton Zug oder daraus stammend Geschichte schrieben. Im 7. Teil lesen Sie heute über den Inhaber zahlreicher politischer und militärischer Ämter, Franz Joseph Andermatt. Quelle: 23 Lebensgeschichten, herausgegeben vom Regierungsrat des Kantons Zug, 1998.