Ihre poetischen Bilder sind Spitze
Kunst & Baukultur
Die aktuelle Ausstellung in der Z-Galerie zeigt neue Arbeiten von Annemie Lieder. Sie bringt unter anderem filigrane Handwerkskunst auf Papier oder zarte Motive aus der Natur.
Baar – Einen eigenartigen Reiz strahlen die farbigen Zeichnungen von Annemie Lieder aus, die wiederum wunderschöne Spitzen- und Klöppelarbeiten darstellen. Das scheint jedenfalls so. Doch die filigranen Motive sind Negativbilder, da die Künstlerin nicht die weissen Fäden, sondern die Zwischenräume malt und sie mit Blei- und Farbstiften zu Papier bringt. So bleibt trotzdem der Zauber erhalten, der den filigranen Spitzen innewohnt. «Diese stammen aus dem Nachlass der Bernerin Gertrud Guyer Wyrsch», sagt Annemie Lieder, die dank Schenkungen auch aus ihrer Familie mittlerweile über einen Riesenfundus verfügt. Die umfangreiche Serie ist derzeit im Eingangsbereich der Z-Galerie in Baar zu sehen.
Auch Blumen faszinieren sie
Das Untergeschoss zeigt einen weiteren Schwerpunkt der 66-jährigen Künstlerin, die in ihrem Garten immer wieder auf interessante Motive stösst – wie die Amaryllis. «Auch hier habe ich nichts vorgezeichnet, sondern wie auf fast allen anderen Bildern in einer Ecke zu zeichnen begonnen.» Die Nuancen in Weiss hätten sie bei der Blume fasziniert, die sie in Variationen blühend und verwelkt dargestellt hat.
Annemie Lieders Schaffen ist sehr vielseitig. In der Ausstellung stossen auch ihre Hinterglasmalereien in Umbra auf Acryl und Holz auf Beachtung – wegen der Schatteneffekte, welche ungeplant durch die Beleuchtung entstehen. Die abstrakten Blütenmotive stammen aus ihrem Skizzenbuch.
Besonders stolz ist die Künstlerin auf eine ganz spezielle Arbeit: In einem Glaskasten steckt ein weisses, tüllartiges Stück Synthetik, auf dem sie mit der Rundnadel abstrakte Formen gestickt hat, die an Wassermotive erinnern. «Dafür habe ich 90 bis 100 Stunden gebraucht», sagt sie und erwähnt lachend, dass sie, als sie den Kasten entdeckte, irgendetwas damit etwas machen wollte: «Wenn mich ein Thema packt, setze ich es um.»
Sie zeichnet regelmässig
Beim Rundgang stellt die Künstlerin klar: «Ich bin keine Malerin, sondern Zeichnerin. Meine Themen sind Blumen und Spitzen.» Sie zeichne sechs bis acht Stunden pro Tag. Die Bilder der aktuellen Ausstellung seien in den letzten ein bis zwei Jahren entstanden. Daneben habe sie im Mai im Treppenhaus des Schulhauses Kirchbühl in Cham eines ihrer früheren Werke restauriert. Engagiert habe sie sich zudem einige Jahre beim Kinder- und Jugendtheater Zug, zusammen mit ihrem Partner Beat O. Iten. Die Arbeit geht ihr nicht aus: «Ideen habe ich bereits im Kopf», sagt Annemie Lieder vieldeutig. (Monika Wegmann)
Hinweis
Die Ausstellung «Neue Arbeiten» von Annemie Lieder läuft bis 26. November: Z-Galerie, Dorfstrasse 6a, Baar. Die Öffnungszeiten: Mi–Fr, 15-18 Uhr, Sa/So, 11-14 Uhr.