Prominente Liebhaber der Zuger Kirschtorte

Dies & Das

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Das Kirschgebäck hat Fans auf der ganzen Welt. Ein Hollywoodstar ging in Zug zum Zahnarzt und kaufte ihre Kirschtorten in der Neustadt. Und im Vatikan wird die Zuger Spezialität schon sehnsüchtig erwartet.

  • Bild oben: Kaffeekränzchen im Schlossgarten von Allmendingen BE mit dem Stumpen rauchenden Winston Churchill zusammen mit den Bundesräten Ernst Nobs (links aussen), Philipp Etter (rechts aussen) und dem Bundespräsidenten Karl Kobelt (2. von rechts).  Bild unten links: An der Vereidigung der neuen Schweizergardisten 2013 in Rom nahm Franziskus persönlich eine Zuger Kirschtorte entgegen. Überbracht wurde das Geschenk durch den frisch vereidigten Schweizergardisten und Neffen von Treichlers Chefkonditor Urs Loppacher.  Bild unten rechts: Die gefeierte Hollywood-Schauspielerin Audrey Hepburn kaufte in den 1960ern anlässlich ihrer Zahnarztbesuche in Zug regelmässig Zuger Kirschtorten ein. (Bilder PD)
    Bild oben: Kaffeekränzchen im Schlossgarten von Allmendingen BE mit dem Stumpen rauchenden Winston Churchill zusammen mit den Bundesräten Ernst Nobs (links aussen), Philipp Etter (rechts aussen) und dem Bundespräsidenten Karl Kobelt (2. von rechts). Bild unten links: An der Vereidigung der neuen Schweizergardisten 2013 in Rom nahm Franziskus persönlich eine Zuger Kirschtorte entgegen. Überbracht wurde das Geschenk durch den frisch vereidigten Schweizergardisten und Neffen von Treichlers Chefkonditor Urs Loppacher. Bild unten rechts: Die gefeierte Hollywood-Schauspielerin Audrey Hepburn kaufte in den 1960ern anlässlich ihrer Zahnarztbesuche in Zug regelmässig Zuger Kirschtorten ein. (Bilder PD)

Zug – Am Vorabend seiner berühmten Rede von 1946 an der Universität Zürich, bei welcher der ehemalige britische Premier Winston Churchill die Schaffung der «Vereinigten Staaten von Europa» vorschlug, soll er ein Stück «Tourte au Kirsch à la zugoise» gegessen haben. Das geht aus der Menükarte hervor, die für das gemeinsame Mittagessen mit dem Schweizer Bundesrat und General Guisan auf Schloss Allmendingen BE gedruckt und von Churchill handschriftlich signiert wurde. Fotos vom nachträglichen Kaffeekränzchen im Schlossgarten zeigen den Stumpen rauchenden Winston Churchill zusammen mit den Bundesräten Ernst Nobs, Philipp Etter und dem Bundespräsidenten Karl Kobelt. Bekannt ist, dass Churchill hochprozentigen Genüssen nicht abgeneigt war.

Chaplin und Hepburn

Auch der berühmte Komiker und Regisseur Charlie Chaplin, der von 1952 bis 1977 am Genfersee wohnte, war laut Überlieferung ein Geniesser der Zuger Kirschtorte. Chaplin sollte an seinem Geburtstag mit einer Kirschtorte überrascht werden. Der Konditor, der das Gebäck anfertigen durfte, war ob der grossen Ehre dermassen nervös, dass er die Torte eine Woche zu früh verschickte. Chaplin bedankte sich zwar freundlich, doch der Auftraggeber des Tortengeschenks war unzufrieden. So kam es, dass besagter Konditor eine Woche später eine zweite Kirschtorte an den Schauspieler senden musste, die dann pünktlich zur Geburtstagsfeier eintraf.

Ebenso konnte die gefeierte Hollywoodschauspielerin Audrey Hepburn den Verlockungen der Zuger Kirschtorte nicht widerstehen. Als Hepburn in den 1960er-Jahren regelmässig auf dem Bürgenstock weilte, suchte sie gemäss Nacherzählung mehrmals den Zahnarzt Max Stocklin in Zug auf, der seine Praxis an der Bahnhofstrasse hatte. Stocklin war mit dem Besitzer des Hotels Bürgenstock befreundet. Stocklins Sohn wurde jeweils beauftragt, Audrey Hepburn mit dem Auto in Nidwalden abzuholen, zur Behandlung nach Zug zu bringen und danach wieder zurückzuchauffieren. Nach ihren Zahnarztbesuchen ging Hepburn jeweils in die Konditorei Treichler an den Bundesplatz, manchmal auch zu Meier an die Alpenstrasse, um Zuger Kirschtorten als Mitbringsel zu kaufen. Je nach erfolgtem Eingriff suchte der Filmstar auch die Apotheke Spillmann an der Bahnhofstrasse auf, um sich schmerzstillende Medikamente zu besorgen. Die Behandlungen des Zuger Zahnarztes waren übrigens für die ganze Welt sichtbar: Im Film «Breakfast at Tiffany’s» von 1961 besass Audrey Hepburn noch eine kleine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen, beim berühmten Film «My Fair Lady» von 1964 war diese auf wundersame Weise verschwunden.

Post vom Papst

Immer wieder wurden Kirschtorten von Auftraggebern an Prominente verschickt, so auch an die katholischen Oberhäupter im Vatikan. Selbst der heutige Papst Franziskus ist ein erklärter Fan des Zuger Kirschgebäcks. Anlässlich der Vereidigung der neuen Schweizergardisten im Jahr 2013 in Rom nahm Franziskus die Zuger Kirschtorte persönlich entgegen. Überbracht wurde das Geschenk durch den frisch vereidigten Schweizergardisten und Neffen von Treichlers Chefkonditor Urs Loppacher. Bereits zwei Tage später traf in Zug ein offizielles Schreiben aus dem Vatikan ein. Darin liess der Papst für das süsse Geschenk danken und fand lobende Worte für die feine Torte. Offenbar habe Papst Franziskus das Kirschgebäck so sehr geschmeckt, dass er doch sehr hoffe, dass es weniger als ein Jahr gehe, bis er wieder eine Kirschtorte aus Zug erhalte. Am Schluss des Briefes erteilte Papst Franziskus der Konditorei Treichler und allen Mitarbeitern den apostolischen Segen.

Übrigens...

Auch der Fürst von Liechtenstein sei früher einmal in Begleitung am Zuger Bundesplatz vorgefahren und zum Tortenessen in die Konditorei Treichler gekommen. Allerdings erkannte man die illustren Gäste erst, nachdem sie wieder gegangen waren. Denn sie liessen ein goldenes Zigarettenetui liegen, auf dem das Familienwappen des Fürsten von Liechtenstein prangte. Wie sich herausstellte, waren die Gäste der damals noch ledige Fürst mit seiner Mutter gewesen, die auf der Durchfahrt in Zug eine Kaffee- und Kirschtorten-Pause eingelegt hatten. (Ueli Kleeb)

Lesen Sie im nächsten Teil der Serie, warum die Zuger Kirschtorte heute zum kulinarischen Erbe der Schweiz gehört. Und weshalb die Torten für den Erhalt der landschaftstypischen Hochstamm-Kirschbäume wichtig sind.
Zusammen mit einem Team von Historikern hat der Zuger Ueli Kleeb die Kirschenkultur in der Region Zug-Rigi erforscht und seit 2007 ein umfangreiches Archiv angelegt. Ende Jahr erscheint das Buch dazu. Viele der erwähnten Exponate sind im «Zuger Kirschtorten-Museum» bei Treichler ausgestellt.