Die Werke leben von der Perfektion

Kunst & Baukultur

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In der Zuger Galerie Renggli zeigt der Künstler Willi Siber neue Objekte mit magisch wirkender Oberfläche.

  • Willi Siber ist mit seinen Werken international bekannt. (Bild Maria Schmid)
    Willi Siber ist mit seinen Werken international bekannt. (Bild Maria Schmid)

Zug – Es ist diese intensive Verbindung von künstlerischem Ausdruck und handwerklichem Können, welche die plastischen Arbeiten des süddeutschen Künstlers Willi Siber (*1949) auszeichnen. Alle Exponate sind wohlkomponiert in Formen und Farben, und sie lassen den Betrachter ob der sinnlichen Ästhetik staunen. Doch trotz der scheinbaren Perfektion will sich der Künstler nicht ausruhen, sondern lustvoll weiterexperimentieren.

Eine Auswahl der neuesten Kunstwerke von Willi Siber zeigt derzeit die Galerie von Carla Renggli in Zug. In der Ausstellung, die letzten Samstag eröffnet wurde, sind rund 40 kleine und grössere Objekte zu sehen. Die neuen, dreidimensionalen Tafel- und Wandobjekte mit ihren glänzenden Farben stechen wegen ihrer Leuchtkraft ins Auge.

Das Tüfteln geht weiter

Spannend ist, zu sehen, wie je nach Lichteinfall oder dem Stand des Betrachters die mit Interferenzlacken beschichteten Kunstwerke ihre Farben verändern. Das hat nichts mit Magie oder Imagination zu tun, diese Wirkung wird vom Künstler bewusst angestrebt, durch den raffinierten Einsatz der mehrschichtigen Lacke auf den dreidimensionalen Arbeiten.

Noch immer bilden meist spezielle Holzplatten den Objektuntergrund, der laut Carla Renggli genau nach dem Entwurf des Künstlers hergestellt wird. In mehreren Produktionsschritten erfolge danach die weitere Bearbeitung der Objekte vom Schleifen bis zum Farbauftrag.

Als neuen Werkstoff habe der Künstler die polierte Bronze entdeckt, wovon in der Ausstellung drei Wandobjekte zu sehen seien.

Da der Künstler wegen der Covid-19-Einschränkungen an der Eröffnung in Zug nicht anwesend sein konnte, erläuterte er in einem telefonischen Gespräch, was ihm beim Entwicklungsprozess für ein Werk wichtig ist, und warum die Ausstellung den Titel «Zauber und Illusion» trägt: «Ich bin hier im süddeutschen Raum umzingelt von barocken Bauten mit ihren Farben, Lichtern und edlen Materialien. Das sind meine Wurzeln. Der Barock war ein Gesamtkunstwerk, das eine Illusion für das Auge bietet. Das ist auch mein Anliegen, das Auge zu verzaubern mit den glänzenden Farben und Lichtern.» Nach rund 40 Jahren künstlerischer Tätigkeit hat Willi Siber mit seiner klaren Werk- und Bildsprache längst zu einem individuellen Stil gefunden. Und obwohl seine früheren Kunstwerke schon in technisch perfekter Manier erscheinen, will er mit dem Experimentieren noch lange nicht aufhören.

Er gibt gerne zu, dass ihn das Erkunden neuer Techniken weiterhin fasziniert. Man glaubt ihm das auch sofort, wenn er mit einer spürbar grossen Begeisterung sagt: «Ich könnte mich ausruhen. Aber mein Antrieb ist es, auszuloten, welche Dinge technisch noch möglich sind. Für mich ist das ein formales Spiel. Es geht auch da­rum, den Betrachter und Sammler stets mit einer neuen Entdeckung wachzuhalten, wie jetzt mit der Bronze, wobei die Steigerung in der Lackierung besteht. Ich will mir selber nicht genügen. Wenn man sein Leben lang Kunst macht, muss man darauf achten, nicht routiniert zu werden, damit die Neugier und die innere Spannkraft erhalten bleiben.» Das ist ganz klar seine Passion, denn der Künstler liebt den freien Umgang mit Form und Material. Und wie Siber bestätigt, gebe ihm der internationale Erfolg recht.

Aufgewachsen im oberschwäbischen Eberhardzell studierte Willi Siber Kunstwissenschaften und besuchte die Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, wo er die Fachklasse für Bildhauerei mit dem Staatsexamen 1976 abschloss.

Seit langem ist Siber als freischaffender Künstler tätig, er stellt seine Objekte und Skulpturen weltweit in Galerien und Museen aus. Auch international hat er verschiedene Rauminstallationen sowie Kunst-am-Bau-Projekte realisieren können. (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung mit Objekten von Willi Siber läuft bis 22. Mai und ist geöffnet: Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr, Galerie Renggli, Ober-Altstadt 8, Zug.