Kulturblick Schule: Remo Felix, Lehrer an der I-B-A-20+, Zug

Vermittlung

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Kulturblick Schule aus dem Zug Kultur Magazin, Ausgabe August 2020, Seite Schulen: Remo Felix, 62, Lehrer an der I-B-A-20+ (Integrations-Brücken-Angebot für Erwachsene), Zug

  • Zwei Schüler von Remo Felix stellen bei einem Workshop im Kunsthaus Zug eine Plastik nach. (Bild PD)
    Zwei Schüler von Remo Felix stellen bei einem Workshop im Kunsthaus Zug eine Plastik nach. (Bild PD)

Zug – «Wenige meiner erwachsenen Schülerinnen und Schüler haben in ihren Herkunftsländern kulturelle Bildung erlebt, die vergleichbar mit unserer wäre. Etliche sind unerfahren im Wahrnehmen von Kunst und haben keine Übung, sich gestalterisch auszudrücken. Der Stellenwert von Kunst ist in vielen Kulturen ein ganz anderer. Einige kennen Kunst nur im Zusammenhang mit Religion. Manche waren mit mir zum ersten Mal im Museum. Dass man irgendwohin geht, nur um sich Kunst anzuschauen, ist oft neu und ungewohnt. Ich finde es wichtig, sie an ‹unsere› Kunst und Kultur heranzuführen, damit sie sehen, wie das in der Gesellschaft, in der sie nun leben, so ist. Vielleicht entdecken sie dabei einen Mehrwert für sich.

Leider konnte das geplante Projekt am Internationalen Museumstag im Mai nicht stattfinden. In vier Zuger Museen hätten die Schülerinnen und Schüler Führungen auf Deutsch und in der jeweiligen Muttersprache gemacht. Freunde und Familien wären eingeladen gewesen. Wir hatten etwas Ähnliches im Kunsthaus Zug schon einmal gemacht. Ein tolles Projekt: Es ist schön, die Teilnehmenden mal in ihrer Muttersprache zu hören. Und ausserdem ist es spannend, wie sie die Werke interpretieren. Manchmal ist der Blick von jemandem aus einem anderen Kulturkreis ganz anders. So sieht man plötzlich selber wieder neu auf ein Werk.

Damit ein Kulturprojekt gut funktioniert, ­benötigt es drei Dinge: Es braucht engagierte Kulturvermittelnde. Dann ist die Begeisterung der Lehrperson nötig. Als Lehrer muss ich die Klasse vorbereiten, Spannung erzeugen, sie mit Begeisterung anstecken. Drittens braucht es die Offenheit der Teilnehmenden. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut sie sich darauf einlassen, obwohl es für sie teilweise sehr ungewohnt ist.

Ein Moment, der für mich sehr eindrücklich war, ereignete sich im Museum für Urgeschichte(n). Ich war mit einer Klasse zu Besuch. Dort gab es eine nachgestellte Szene einer Frau aus der Steinzeit, die mit Steinen Mehl mahlt. Da sagte ein Teilnehmer: ‹Wie bei uns zu Hause.› Das vergesse ich nie mehr! Da wurde mir bewusst, wie immigrierte Menschen manchmal in eine komplett andere Welt katapultiert werden!»

Aufgezeichnet von Maria Brosi