Ein Stadtrundgang, der auch den Gaumen bedient
Dies & Das
ranziska Stadlin und Georges Raemy führen seit 20 Jahren Touristen durch die Altstadt. Mit dem «Zuger Gaumenspass» erfüllen sie sich einen lang gehegten Traum, der nicht nur für Touristen von Interesse sein dürfte.
Zug – Zuger Kirsch, Zuger Rötel und Zuger Kirschtorte. All diese und noch einige Köstlichkeiten mehr gibt es beim «Zuger Gaumenspass» zu entdecken und natürlich auch zu geniessen.
Durch diesen Stadtrundgang der anderen Art führen Franziska Stadlin und Georges Raemy. Die beiden sind seit 1988 im Stadtführerteam von Zug. Sie haben diese öffentliche kulinarische Führung mit dem Fokus auf lokale Produkte und Unternehmen durch Zug entwickelt. «Gewürzt wird der Spass mit lockeren Anekdoten und Wissenswertem», erklärt Stadlin vor der Probeführung dieser Woche.
Fulminanter Start der Tour
Treffpunkt ist der Eingang zum GG6 auf dem Arenaplatz. Der Lift bringt die zwölf Teilnehmer und die beiden «Gaumenspass»-Führer ins oberste Stockwerk, in die Skylounge. Die Auswärtigen staunen. So hätten sie Zug noch nie gesehen, ist mehrfach zu hören. Während die Teilnehmer ein Cüpli aus Prosecco mit Kirschlikör der einheimischen Destillerie Etter geniessen, erzählt Stadlin von der perfekten Landschaft Zugs für die Kirschen. Von der Nestlé, die in Cham noch immer das Aktienregister führt, und wie Zug zu seiner Kirschtorte kam.
Mit dem Bus geht’s schon bald weiter zum Metalli – das Ziel ist Käse Dubach im Neustadt-Center. An der Bushaltestelle verrät Stadlin, wie die Restaurants zu ihren Namen gekommen sind. «‹Kreuz› und ‹Engel› sind Namen, die auf die Verpflegungsstationen der Klöster hinweisen. In der Helvetik entstanden ‹Rütli› und ‹Schwert›.»
Alfons Dubach erwartet die Teilnehmer vor seinem Geschäft in der Neustadtpassage. Eine Portion Zuger Fondue für drei Personen steht im Caquelon auf dem Fondueständer zum Essen bereit. «Das Zuger Fondue besteht aus Zuger Käse und Zuger Bergkäse, gemischt mit Apfelwein aus Zug und mit Zuger Kirsch», erklärt Dubach. Schnell ist das Caquelon leer, und weiter geht’s zur Bäckerei Bossard um die Ecke. «Chröpfeli gibt es nur bei Bossard das ganze Jahr», sagt Stadlin. Die anderen Bäcker würden diese nur zur Fasnachtszeit herstellen. Die Stadtführerin bleibt geheimnisvoll und verspricht eine spätere Auflösung.
Zu Fuss geht’s nun zum Hirschenplatz. Auf dem iPad zeigt Stadlin den alten «Hirschen», den die Zuger abgerissen haben. Die Zeit drängt. Und dies, obwohl für den Gaumenspass drei Stunden eingeplant sind.
Christian Rogenmoser von der gleichnamigen Metzgerei neben dem Zytturm erwartet die Gruppe. Er präsentiert Zytturmholz, geräucherte Poulet- und Rindsstücke, und er erzählt von der Entstehung und Fertigung der Zuger Chriesiwurst. Auch diese darf probiert werden. Und zwar als Belohnung für den Auf- und Abstieg auf den Zytturm. Die 112 Stufen haben sich gelohnt, die Abendstimmung über Zug ist grandios. Im Restaurant Schiff gibt’s zwei weitere Köstlichkeiten. Räuschling von Ueli Straub aus Trauben, die in der Gimenen gewachsen sind. Chef Erich Barth serviert die Teller mit dem Risotto und den Zuger Röteli im Teig. Beim Marsch zur Altstadthalle gibt’s weiter Geschichtsunterricht. Am Ziel lüftet Stadlin das Geheimnis und erklärt den Chröpfelimee-Brauch. Die Krapfen verschwinden in den Mägen – weiter geht’s zum Bistro zum Pfauen beim Kolinplatz.
Zugerli oder Kirschtorte
Walter Speck erzählt von der Geschichte seiner Confiserie, die er zusammen mit Bruder Peter führt. «Im ‹Pfauen› haben wir ein Craft-Beer-Konzept», erklärt Speck, während den Gästen wahlweise Zugerli oder Zuger Kirschtorte zum Kaffee oder Espresso gereicht wird.
Franziska Stadlin und Georges Raemy lassen den Gaumenspass «und ihren Traum» Revue passieren und fragen nach Anregungen und Verbesserungen. Bevor sich die Teilnehmer auf den Heimweg machen, verteilt Stadlin ein «Bhaltis». Am Zuger Kirschli von Etter ist liebevoll ein Papierröllchen mit dem Rezept für den Zuger Chriesibrägel angebunden. Drei Stunden Zuger Geschichte und Zuger Spezialitäten zum Probieren. Eine spezielle Führung, die sich auch Zuger einmal leisten sollten. (Charly Keiser)
HinweisInfos bei: www.zug-tourismus.ch. Daten: 5. April, 17. Mai, 21. Juni, 23. August, 4. Oktober, 15. November, 13. Dezember, 24. Januar 2019, 21. Februar und 14. März 2019.