«Ich reagiere mit Ästhetik»

Kunst & Baukultur

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In ihren neuen Arbeiten setzt sich die Zuger Künstlerin Verena Voser mit architektonischen Eingriffen kritisch auseinander. Ohne Mahnfinger, dafür tiefsinnig – und mit ästhetischen Mitteln.

  • «Verdichtet» – Verena Voser und ihre neuen Arbeiten. (Bild Stefan Kaiser)
    «Verdichtet» – Verena Voser und ihre neuen Arbeiten. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Der Stil ist unverkennbar Verena Vosers. Und doch schafft es die Zuger Künstlerin mit ihren Werken immer wieder, die Besucher mit neuen Elementen zu überraschen. Das Motiv der Fassaden und Durchblicke spielte bei früheren Serien bereits eine Rolle.

In Vosers aktuellen Ausstellung «Verdichtet» in der Galerie Carla Renggli wird dieses Thema durch einen neuen Ansatz vertieft – und durch mehr Farbigkeit. «Ja, vor drei Jahren ging es mir um verstellte und unverstellte Einblicke in Behausungen. Nun lenke ich den Blick in den Raum hinein und hindurch.» Dies verdeutlicht die Künstlerin mit den dreiteiligen Werken der Serie «Verdichtet». Interessant sind die Arbeiten «Gespiegelt» mit fotografischem Hintergrund. Am Einbeziehen von Fotos will Verena Voser weiterarbeiten. Mit Spiegeleien gibt sie Einblicke in den Raum vor sich, hinter und ausserhalb der Begrenzungen.

Aus Immobilien werden Grünzonen

Ein Aspekt, den Verena Voser hervorhebt, ist die architektonische Veränderung in ihrem Umfeld: «Ich fahre mehrmals pro Woche von Zug nach Horw ins Atelier. Da ist mir aufgefallen, dass viele grosse Überbauungen entstehen – mit schmalen Durchgängen, und wo das Grün fehlt. Ich klage nicht an, sondern reagiere mit Ästhetik.» So entstanden die Werke «Wohnhöfe» und «72 neue Wohnungen»: 72 auf den ersten Blick scheinbar identische grüne Quadrate. «Doch jedes Quadrat unterscheidet sich subtil vom anderen – in der Strichführung, in Farbwolken, die andere Wohnungen übergreifen. Die Einheiten kommunizieren miteinander, verschmelzen zu einem Ganzen», betont sie. Bei letzterem Werk stehen die aufgereihten Quadrate als Sinnbild für den «Block», und der ist hier grün. «So mache ich aus Immobilien Grünzonen», sagt die Zugerin und lacht erheitert.

Auch für die Serie «Allee» hat sie mit Feder und Tusche gearbeitet. Die «Allee» wird zum kommunikativen Element in der seriell produzierten Welt, die sie mit parallelen, feinen Federstrichen darstellt. Dabei arbeitet sie mit zwei geschichteten Papierbögen und hat damit die Möglichkeit, die Oberfläche der oberen Schicht zu durchbrechen.

Viele Besucher staunen über die filigranen Teile einiger Werke und interessieren sich für deren Entstehung und Sinn. Voser sagt: «Der Betrachter muss nicht alles so sehen, wie ich. Er kann seine Ansicht einbetten in die eigene Geschichte. Ich will nicht aufrütteln, höchstens anstossen, sich Gedanken zu machen.»

«Eine gute Beobachterin»

An der Vernissage am Samstag nahm der Zuger Architekt und Autor David Weber die Besucher mit auf eine Reise durch Verena Vosers Bilderwelt. Es seien kreative Zeichnungen ihrer inneren Reise. Die Künstlerin sei eine gute Beobachterin, die registriere und Fragen stelle, wie beim Mattenhof Kriens, wo eine Grossüberbauung entstehe. «Verena Voser reagiert darauf nicht mit dem Mahnfinger, sondern kreativ, wie bei der Blumenstrasse, mit dem Aufbrechen von Begrenzungen. Daran wird sie anknüpfen, die Reise ist nicht zu Ende.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung «Verdichtet» mit Bildern von Verena Voser läuft bis 23. Februar in der Galerie Renggli, Ober Altstadt 8, Zug: jeweils Di bis Fr 14–18.30 Uhr, Sa 10–16 Uhr. Begegnung mit der Künstlerin: Sonntag, 17. Februar, 14–17 Uhr.