Neue Räume für Avantis Lebenswerk

Kunst & Baukultur, Literatur & Gesellschaft

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Giorgio Avanti hat seinen Werkbestand verlegt – direkt in die Zuger Vorstadt. Rund 400 Gemälde des Künstlers aus den vergangenen 30 Jahren finden sich in den grossen Regalen des Schaulagers.

  • Giorgio Avanti alias Peter Georg Studer hat seine Bilder in sein neues Schaulager in der Zuger Vorstadt verlegt. (Bild: Stefan Kaiser)
    Giorgio Avanti alias Peter Georg Studer hat seine Bilder in sein neues Schaulager in der Zuger Vorstadt verlegt. (Bild: Stefan Kaiser)

Zug – Seine Gemälde sind farbintensive Momentaufnahmen, schalkhafte Zitate, kreative Geistesblitze, charaktervolle Porträts oder gebirgslandschaftliche Panoramaansichten. Mit Letzteren hat sich Giorgio Avanti in jüngerer Zeit auf dem Kunstmarkt besonders hervorgetan: Allein im renommierten Berner Auktionshaus Dobiaschofsky sind meh­rere seiner grossformatigen Bergbilder erfolgreich unter den Hammer gekommen.

Dass der Autor und autodidaktische Maler Giorgio Avanti – 1946 in Luzern geboren mit bürgerlichem Namen Peter Georg Studer – vom Werk Ferdinand Hodlers angetan ist, wie er sagt, schlägt sich in seinen Acrylgemälden in Form stilistischer Anleihen nieder. Wer mit den zeitgenössischen Schweizer Malern vertraut ist, findet in Avantis Alpenansichten jedoch eine noch frappierendere Ähnlichkeit zu den Gemälden von Walter Ropélé (*1934). Darauf angesprochen, schmunzelt der Luzerner, der seit langem in Walchwil lebt und arbeitet. «Ja tatsächlich: Durch Ropélé bin ich zur Gebirgsmalerei gekommen.» Er habe ihn an einer Ausstellung in Basel persönlich kennengelernt und sei mit ihm bis heute in Kontakt.

Vom dunklen Lagerraum in den hellen Showroom

Giorgio Avanti ist ein produktiver Künstler: Jährlich entspringen seiner Hand 30 bis 40 grossformatige Gemälde. Das braucht Platz. Ein angemieteter Lagerraum in Adligenswil hat ihm lange als Gemäldedepot gedient – bis sich für den Künstler jetzt die einmalige Gelegenheit ergeben hat, den gesamten Bestand in einen Showroom in die Zuger Vorstadt 4 zu verlegen. Es ist der ehemalige Verkaufsbereich des Rahmengeschäfts Hürlimann, wo Avanti selbst wiederholt seine Bilder hatte rahmen lassen.

Jetzt stehen in den hellen, seeseitigen Räumen grosse Regale mit rund 400 Gemälden aller Art. «Es ist an sich ein Querschnitt meines Schaffens der letzten dreissig Jahre», sagt der 77-Jährige. Ein Blick auf die fein säuberlich eingeräumten Leinwände zeigt’s: Neben den Berggemälden findet man originelle Charakterköpfe, anmutige Frauenporträts, Stillleben unterschiedlichen Inhalts, abstrakte Kompositionen und eine Fülle an Momentaufnahmen von Avantis reger Reisetätigkeit – gemalte Eindrücke aus Paris, Italien, Vietnam ...

Die «Verkaufsschlager» bleiben derzeit jedoch die in allen Farbnuancen gehaltenen Alpenansichten – viele davon aus dem Engadin und der Zentralschweiz. «Das hier hat gerade erst jemand in Auftrag gegeben» – Avanti zeigt auf eine grosse, am Tag zuvor fertig gewordene Ansicht des Pilatus. In allen erdenklichen Farbtönen kontrastieren sich die Bergflanken, die Felswände, die Umgebung, Himmel und See gegenseitig. Der Käufer hat ein älteres Pilatus-«Porträt» Avantis gesehen und gleich eine Version davon bestellt. Aber: Kopiert wird nichts. Auch wenn dasselbe Motiv noch einmal auf die Leinwand kommt, so ist es durch die variierende Farbwahl stets ein Unikat wie jedes andere Gemälde aus Giorgio Avantis Hand.

Inbild von Heimat und Erinnerung

Für den Zuger sind die Berge eine Art Sehnsuchtsmotiv. «In ihnen widerspiegelt sich für mich ein Gefühl von Heimat, und sie erinnern mich stets an meine zahllosen Wanderungen und gesammelten Eindrücke.» Und so gehe es wohl auch vielen anderen Menschen, wie sich Avanti die offensichtliche Beliebtheit von Gebirgsmalerei dieser Art erklärt.

Für den Künstler war die Gelegenheit für sein neues Schaulager in der Zuger Vorstadt ein Glücksfall, zumal Interessierte nun hier jederzeit auf Anmeldung vorbeischauen und sich ein Bild von Avantis Schaffen machen können – bei bestem Tageslicht. An dieser Stelle spricht er einen grossen Dank an seine Frau aus, ohne die er den aufwendigen Umzug seines Werkbestandes von Adligenswil nach Zug kaum geschafft hätte. «Und sie ist es auch, die das ‹Okay› für jedes meiner Bilder gibt», sagt Avanti abschliessend und lacht. ( Text von Andreas Faessler)


Der neu herausgegebene Werkkatalog 2023 von Giorgio Avanti (Edition Gibelmatt) umfasst Gemälde und Zeichnungen, die im vergangenen Jahr entstanden sind. Erhältlich im Buchhandel und vor Ort im Showroom in der Vorstadt 4, Zug. Voranmeldung für Besichtigungen: giorgio.avanti@bluewin.ch oder 079 581 66 56, www.giorgioavanti.ch