Die Stadt tanzt wieder

Theater & Tanz

,

Tanzen kann man nur physisch. Dafür braucht man einen Körper. Und der muss irgendwo sein. Das Tanzfest schafft es trotzdem, auch in digitale Gefilde vorzudringen. Viel wichtiger aber: Es erobert sich die Stadt für den Tanz zurück.

  • So sah das Tanzfest vor zwei Jahren aus. (Bild: Roger Kleger)
    So sah das Tanzfest vor zwei Jahren aus. (Bild: Roger Kleger)
Zug – Dieser Text ist in der Mai-Ausgabe des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Artikeln.

Normalerweise ist das Tanzfest ein Funke. Er fliegt von Schauplatz zu Schauplatz, lässt hier ein Feuer aufflammen, lässt dort Menschen in Bewegung ausbrechen. Sie ist ansteckend, die Begeisterung für den Tanz. Und sie findet am Tanzfest jeweils urplötzlich ihr Publikum, auf einem der öffentlichen Plätze in der Stadt Zug, lässt Passant*innen stehen und zuschauen, ermöglicht zufällig anwesenden Menschen einen Blick in eine Welt der Bewegung und Musikalität. So springt der Funke der Begeisterung über – immer wieder, jedes Jahr aufs Neue. Nur letztes Jahr nicht. Da kam der Lockdown in die Quere. Und dieses Jahr? Vielleicht. Denn das Tanzfest Zug will wieder stattfinden – so digital wie nötig und so physisch wie irgend möglich.

Endlich wieder Publikum
«Der Tanz lebt von der physischen Begegnung», sagt Dijana Vidovic, die Co-Leiterin des Tanzfests Zug. «Insofern ist das Streaming von Aufführungen immer nur ein Notfallplan. Und so, wie es aussieht, dürfen wir einen Teil der Aufführungen auch mit Publikum durchführen.» Das Tanzfest Zug ist eines von über 30 Tanzfesten, die an diesem Mai-Wochenende in der Schweiz über die Bühne gehen. Die Schweiz tanzt, und Zug tanzt mit. Nun auch mit einem eigenen Verein – seit diesem Jahr ist nicht mehr der nationale Verein Reso – Tanznetzwerk Schweiz zuständig, sondern der neu gegründete Verein «Das Tanzfest Zug». Das erklärte Ziel des Tanzfests: «Wir möchten den Menschen den Tanz näherbringen.» Viele Tanzschulen im Kanton Zug machen mit, lassen ihre Schüler*innen einen Teil des Fests gestalten – auch wenn es kleiner als normalerweise ausfallen wird. Die Aufführungen in der Metalli vor Tausenden von Passant*innen etwa müssen wegfallen.
«Wir mussten von Anfang an flexibel bleiben, haben mit einem Plan A und einem Plan B gearbeitet und teilweise sogar mit einem Plan C», sagt Vidovic und lacht. «Aber eine Absage stand ausser Diskussion. Und obwohl die Ausgabe kleiner sein wird, hatten wir etwa dreimal so viel Arbeit damit.»

Einiges zu bieten
Zehn Menschen bilden das OK des Fests. Woher sie die Energie dafür genommen haben? Vidovic muss nicht lange überlegen. «Na, aus der Liebe zum Tanz und zur Musik, die trotz allem noch da ist.» Trotz der Umstände hat das Fest einiges zu bieten. Auch die Partnerinstitutionen sind wieder engagiert dabei: Im Theater Casino findet der Tanz-Gala-Abend «Spitzentänze_r» statt, im Burgbachkeller wird die Produktion «Take Care of Yourself» der Companie Moost getanzt, in der Chollerhalle zeigen regionale Tänzer*innen ihr Schaffen, und auch im Schaufenster von Optiker Schumpf  aggenstos werden Passant*innen zum Publikum einer Tanzaufführung. «Wir können zudem die Tanzworkshops mit Jugendlichen vor Ort durchführen», sagt Vidovic, «und die mit Erwachsenen digital. Und unsere All-Stars-Veranstaltung kann ebenfalls mit Publikum durchgeführt werden, wenn alles gut geht.» Das ist für die Tanzschulen der Hauptevent, die offene Bühne für das Zuger Tanzgeschehen. Vidovic ist guter Dinge.

Einige Tanzschulen mussten schliessen
«Ich glaube, dass wir eine schöne Ausgabe des Tanzfests erleben können. Die Tanzschulen und auch die Profitänzer*innen sind bereit für die Aufführungen, es wurde in diesem Jahr viel geprobt und gearbeitet.» Die Profis hätten normal proben dürfen, und die Tanzschulen mussten neue Formate finden: «Einige probten online, andere draussen, wieder andere in Kleingruppen. Es war für viele Tanzschulen eine schwierige Zeit, einige haben sich auch verabschiedet und mussten schliessen.» Jetzt kann endlich wieder getanzt werden. Und der Funke der Begeisterung, er kann wieder fliegen.

(Text: Falco Meyer)