Wo ist das Geld?

Literatur & Gesellschaft

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Gerade richtig zur Ferienzeit präsentieren wir in einem dritten Teil persönliche Buchtipps von Mitarbeitenden der Zuger Bibliotheken. Eishockey-Fans, Reiselustige und sogar Schlechtgelaunte kommen auf ihre Kosten.

  • Gaby Hausheer verspricht Witz und Ironie. (Bild PD)
    Gaby Hausheer verspricht Witz und Ironie. (Bild PD)
Steinhausen – Dieser Artikel ist in der Ausgabe Juli/August 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Büchertipps.

Gaby Hausheer, Bibliothek Steinhausen

Alfred Henrich, der Protagonist dieser Komödie, möchte eigentlich nichts anderes, als am Bankautomaten Geld beziehen. Damit beabsichtigt er, seiner Ehefrau Ulli ein Geschenk zum zehnten Hochzeitstag zu kaufen. Das sollte überhaupt kein Problem sein, denn seine Finanzen stehen gut da.
Er hat eigentlich genug Geld auf seinem Konto. Eigentlich. Denn der Bankautomat spuckt nichts aus, obwohl es Henrich tagelang mehrmals versucht. Da es weder am Automaten noch an der Karte zu liegen scheint, spricht er verärgert und aufgebracht bei der Bank vor. Nur mit grosser Mühe lässt er sich nicht abwimmeln und erhält schliesslich einen Termin.

Satirischer Blick auf die Bank der Zukunft
Der aufgebrachte Henrich wird beruhigt und es wird ihm erklärt, dass sein Geld in Sicherheit sei und für ihn arbeite. Er kann sich sein Erspartes aber nicht auszahlen lassen, da das Geld beschäftigt und auf Geschäftsreise sei. Dies sei aber kein Grund zur Sorge.
Bei Alfred Henrich trifft das aber auf taube Ohren, denn er hat praktisch kein Bargeld mehr in seinem Portemonnaie und möchte dringend ein Geschenk kaufen. Das interessiert seine persönliche Betreuerin und den redegewandten smarten Bankdirektor nicht. Lieber präsentieren sie dem verzweifelten Kunden die Bank der Zukunft, die das Menschliche und nicht das Geld in den Vordergrund stellt. Überraschenderweise kommt dies vor allem bei Ulli, Henrichs Ehefrau, die plötzlich auch in der Bank auftaucht, gut an.

Gute Unterhaltung, die aber auch anregt
Ich finde die Ansichten, mit denen Daniel Glatt­auer einen Blick in die Geschäfte einer Bank wirft, sehr interessant. Die Dialoge sind mit viel Witz und Ironie versehen, was ja eine Komödie ausmacht. Dass sich die Geldpolitik tatsächlich gewandelt hat, wird in etwas überspitzter Form deutlich gemacht. Deshalb kommt man, auch wenn das Buch sehr erheiternd ist, doch etwas ins Grübeln.

«Die Liebe Geld» von Daniel Glattauer
Roman, Paul-Zsolnay-Verlag, 2020, 112 Seiten